Text von Barbara Dieth, Kunsthistorikerin

Christa Juzi experimentiert gerne mit unterschiedlichen Materialien wie Gips, Teerlack, fluoreszierenden Farben. Auch ihre Technik ist sehr variiert; sie ritzt Linien ein, modelliert die Farbe auf dem Malgrund, so dass die Motive aus dem Malgrund herauswachsen und Topographien entstehen. Gewisse Arbeiten wirken wie aus dem Flugzeug gesehene Landschaften: Flüsse die mäandern, glühende Lava, die über schwarzes Gestein fliesst. Dies ist kein Zufall, denn Christa Juzi hat Geographie studiert und ausserdem einige Reisen unternommen. Eine Serie aus dem Jahr 2008 heisst Tangimoana, was in Maori soviel heisst wie „weinendes Meer“ und ausserdem einen Küstenstreifen Neuseelands bezeichnet. Die mit Kreide auf Holz gezeichneten respektive gemalten Motive wirken archaisch, wie Höhlenzeichnungen. Vielleicht sind es Erinnerungen der Künstlerin, die auf dem Bildträger ihre Spuren hinterlassen? Auch wenn der Betrachter keine Kenntnis vom Inhalt und der Beudeutung hat, bietet sich ihm ein spannungsreiches Bild; Hell zu Dunkel, unterschiedliche Grauabstufungen, Linie zu Fläche, Körper, die sich berühren, solche, die sich überschneiden und andere, die sich voneinander abgrenzen; all diese Elemente bilden reiche Kontraste und fesseln das Auge. Diese Bilder wirken zeitlos und regen zum Nachdenken an, über die eigene Existenz, über Verbindungen und Entflechtungen im persönlichen Beziehungsnetz. Christa Juzi hat sich während ihres Studiums intensiv mit Philosophie auseinandergesetzt; vielleicht entstehen deshalb Bilder mit einer solchen Ausstrahlung. Auch die Tuschezeichnungen, die sie, angeregt durch einen Kurs, den sie bei einer Shodo Meisterin belegte, schafft, haben diese faszinierende und kraftvolle Aura. Shodo bedeutet „Weg des Schreibens“ und diese Schreibkunst entstand unter dem Einfluss des Zen-Buddhismus. Es erstaunt daher nicht, wenn diese Tuschespuren zum Nachdenken und Meditieren anregen.

Der grosse Wendepunkt in Christa Juzis Leben erfolgt während ihres New York Aufenthalts von 2000 bis 2002, als sie 9/11 hautnah miterlebt. Nach diesem traumatischen Erlebnis entscheidet sie sich, ihren Fokus auf das künstlerische Schaffen zu legen. Sie setzt diese Entscheidung umgehend in die Tat um, bildet sich bei Künstlerinnen in der Malerei mit Öl und Acryl weiter und belegt nach der Rückkehr in die Schweiz einen einjährigen Kurs für Gestaltung und Kunst an der Schule für Gestaltung in St. Gallen. Seit 2005 arbeitet sie in ihrem eigenen Atelier und widmet sich ausschliesslich dem Kunstschaffen. 2006 tritt sie erstmals an die breite Öffentlichkeit und zeigt ihre Arbeiten an der „Jungkunst“ in Winterthur.